Deutschland ist ein glückliches Land, in dem ausgeruht über Wesentliches nachgedacht werden kann – zumindest legen das zwei aktuelle Debatten in dieser Woche nahe. In Düsseldorf wird eine Frauenquote für Ampeln gefordert – jede neu zu errichtende oder zu reparierende Ampel möge das Bild einer Ampelfrau tragen und so deutlich machen, dass nicht nur Männer die Straße überqueren. Konsequenter haben das Vielfaltsprinzip nur die Erfurter umgesetzt, auf deren Ampeln die Menschen Regenschirme tragen, Eis essen oder Brot in den Ofen schieben. Natürlich gibt es auch Ampelfrauen.
Im Berliner Bezirk Schöneberg weigern sich die Abgeordneten von SPD und Grünen, eine Straße nach Günther Pfitzmann zu benennen, weil dieser keine Frau war. Das Berliner Straßengesetz sieht aber vor, dass Frauen bei der Verwendung von Personennamen „verstärkt Berücksichtigung finden“ sollen. Einige Bezirke, wie etwa Kreuzberg, legen das sehr eng aus. Andere sind großzügiger, zum Beispiel Pankow. Da es in der Vergangenheit sehr viele nach Männern benannte Straßen gab, wird es ungefähr 350 Jahre dauern, bis die Hälfte der Berliner Straßen nach Frauen benannt ist. Man könnte darüber nachdenken, im Einzelfall zu entscheiden. Dann hätte man einen Moses-Mendelssohn-Platz in Kreuzberg vielleicht nicht abgelehnt.
Wenn es aber ums Prinzip geht, sollte man konsequent sein. Viele Bevölkerungsgruppen finden sich in Berliner Straßennamen sicher nicht ausreichend gewürdigt. Konsequenterweise sollten eine Weile lang nur noch Straßen nach backenden, eisessenden und Regenschirm tragenden Transgender-Frauen mit Migrationshintergrund benannt werden.