Herzlich willkommen. Wir feiern uns.

Man kann im Moment den Eindruck gewinnen, dass Deutschland von sich selbst besoffen ist. So großzügig! So freundlich! So beliebt! Ein wenig erinnern die Bilder an die Tage des Mauerfalls. Oder an den Sommer der Weltmeisterschaft 2006. Bonbonregen an den Bahnhöfen, Spendenberge in den Unterkünften – es ist anrührend und seltsam zugleich, was hier im Moment geschieht. Wahrscheinlich finden es nicht alle übermüdeten und traumatisierten Flüchtlinge angenehm, derartig volksfestartig begrüßt zu werden – doch viele der Ankommenden zeigen sich im positiven Sinne überwältigt.  Eben noch wie Verbrecher behandelt, werden sie jetzt als Gäste willkommen geheißen.

Doch hier geht es nicht um Gäste. Ein großer Teil derjenigen, die jetzt kommen, werden bleiben. Sie haben kein Land, keine Stadt, kein Haus, in das sie zurückkehren könnten. Wenn wir es ernst meinen, muss vieles folgen. Die Menschen zu nähren und zu kleiden, wird das einfachste. Ihnen Zugang zu Bildung und Arbeit zu verschaffen, schon anspruchsvoller.  Ihnen eine Heimat zu bieten; sie als Nachbarn, Freunde, Lehrer, Ärztinnen, Mechatroniker und Bäckereifachverkäuferinnen in unsere Gesellschaft aufzunehmen, wird die Aufgabe der nächsten Jahre. Sie ist eine große Chance.

Als die grandiose Freude über den Mauerfall vorbei war, folgte jahrelanges Klagen über die Kosten der Einheit. Als Deutschland im Jahr 2006 im Halbfinale gegen Italien ausschied, wich die vorherige Euphorie hemmungsloser Depression.  Es ist zu hoffen, dass wir die Bilder vom Wochenende im Kopf behalten.