Das Fest der Männerliebe

Das Jahresende scheint die Zeit der neuen Freundschaften zu sein, wenn man dem gestrigen Tag trauen darf. Fangen wir mal mit Waldimir Putin an. Auf einer bemerkenswerten Pressekonferenz gab er sich zwar als unversöhnlicher Feind des türkischen Präsidenten Erdogan, deutete den Europäern aber an, dass er sich neue Freundschaften durchaus jenseits des Atlantiks vorstellen könne – nämlich mit  Donald Trump. „Er ist ein sehr auffälliger Mann und ohne Zweifel sehr talentiert“, lobte der Kremlchef. „So wie es aussieht ist er der große Favorit im Präsidentschaftsrennen.“

Die letzte Bemerkung wird hoffentlich als Fehleinschätzung in die Geschichte eingehen, und dasselbe kann wohl auch für Putins Vorschlag gelten, Sepp Blatter den Friedensnobelpreis zu verleihen:„Sein Beitrag für die Entwicklung des Weltfußballs war unermesslich, sein Beitrag im humanitären Bereich kolossal.”

Immerhin teilt Putin diese Auffassung mit Roger Köppel, dem Herausgeber der „Weltwoche“, der einen ungläubig dreinblickenden Sepp Blatter auf der Titelseite der ehemals liberalen Zeitung zum „Schweizer des Jahres“ erklärte.

Womöglich möchte Horst Seehofer gerne in diesen edlen Männerbund aufgenommen werden, weil ihn außerhalb Bayerns keiner mehr so richtig lieb hat. Jedenfalls hat er gestern erklärt, er werde im Februar zu Putin fliegen, um die bayrisch-russische Zusammenarbeit auszubauen.

Es könnte alles so schön sein: Putin, Trump und Seehofer regieren die Welt. Die humanitären Aufgaben übernimmt Sepp Blatter, publizistisch begleitet von Roger Köppel.

Bleibt nur noch eine Frage: Was macht eigentlich Silvio Berlusconi?