Es gehört zum Phänomen des Menschseins, dass jeder Mensch ein Universum ist. Das gilt – so unglaublich sich das für Außenstehende zuweilen anhören mag – auch für Eltern. Eine Mutter ist vielleicht auch Ärztin, Geliebte, Kinoliebhaberin und Fußballfan. Ein Vater könnte Skater sein. Begnadeter Koch, Extremsportler oder Flaneur. Oder tausend andere Dinge. Weil das so ist, bewegen Eltern sich nicht nur in ihren eigenen vier Wänden. Selbst wenn das Baby noch klein ist, wollen sie hin und wieder etwas anderes sehen als bespuckte Sofas und vollgekackte Windeln.
Nun gibt es Orte, wo frische Babies nicht wohlgelitten sind. Nur wenige Eltern werden sich dem Stress aussetzen, in Block A der Philharmonie ein schreiendes Baby zu beruhigen. Recht harmlos mutet hingegen die Idee an, das Baby in ein Café mitzunehmen. Oder das Kleinkind in ein Hotel.
Nichts da! In Berlin wurde jetzt eine Frau aus dem Café The Barn geschmissen, weil sie am Fenster sichtbar stillte. Im brandenburgischen Hotelresort Esplanade sind Kinder unter 16 gleich ganz verboten. Rein rechtlich übrigens völlig okay – das Hausrecht erlaubt den Betreibern, über ihre Gäste selbst zu bestimmen.
Man könnte sich natürlich wahnsinnig darüber aufregen. Man kann es aber auch lassen. Und einfach nicht dahin gehen, wo sie sich wie Wale in weißem Frottee in ihren Wellnesshöllen vom Erholen erholen. Oder in Cafés vor lauter Laptop-Geglotze ohnehin nicht mitkriegen, ob irgendjemand stillt, heult oder flirtet. Geht einfach dahin, wo das bunte Leben tobt. Heulende Kinder. Knutschende Alte. Rappende Mädchen. Tanzende Jungs. Und lasst die Zombies in Frieden ruhen.