Seit einigen Tagen steht im Internet ein Adventskalender, bei dem die Organisatorinnen vorsorglich darauf hinweisen, dass die Fotos aus der Hauptstadt eines der reichsten Länder der Welt stammen – aus Berlin. Dieser Hinweis ist deswegen nötig, weil es sich um Fotos aus Schulen handelt. Sie wissen schon – das sind die Gebäude, die in Berlin jahrelang so systematisch vernachlässigt wurden, dass sie irgendwann anfingen, zu schimmeln, zu verrotten und ganz allgemein zu zerbröseln. An einigen Schulen sind flächendeckend Warnschilder angebracht und Räume gesperrt, damit sich niemand ernstlich verletzt. Manchmal passiert das allerdings zu spät – unlängst kamen drei Schüler ins Krankenhaus, als sie von einem herabfallenden schweren Fenster getroffen wurden. Nur wenig später stürzte in einem Gymnasium eine Lampe von der Decke. Über Kleinigkeiten wie stinkende Toiletten und vor Dreck starrende Klassenräume redet schon niemand mehr. Dafür werden jetzt Container aufgestellt, um der steigenden Schülerzahlen Herr zu werden.
Auf rund zwei Milliarden Euro wird der Sanierungsbedarf an Berlins Schulen mittlerweile geschätzt. Es ist natürlich etwas fies, da die 3,2 Milliarden Euro gegenzuhalten, die Herr Mehdorn unlängst an Sonderwünschen für den Flughafen angemeldet hat. Oder die 93 Millionen, die die Sanierung der Staatsoper wohl an Mehrkosten verursachen wird. Aber der Flughafen sei doch wichtig für die Wirtschaft und die Staatsoper schließlich Hochkultur, sagen Sie? Auch wieder wahr. Wer braucht schon Schulen.