Fußballwunderland

Die Fifa hat nun offenbar wirklich vor, die WM 2022 kurz vor Weihnachten stattfinden zu lassen. Zumindest ist das den derzeitigen Stellungnahmen aus Zürich zu entnehmen. Diese Ankündigung ist ein echter Grund zur Freude und wird sicher auf große Begeisterung bei den Fans und in den teilnehmenden Ligen stoßen. Was sind schon millionenschwere Verträge in den Nationalligen, wenn die WM in die festlichste Zeit des Jahres fällt! In den den USA verschiebt man sicherlich sehr gerne die Football-Saison für den Fußball. Die  Fußballer wiederum freuen sich, wenn sie mehr Spiele in kürzerer Zeit absolvieren können – schließlich sind sie an Heiligabend dann daheim bei ihren Lieben.

Am meisten aber freuen sich die Fans. Endlich werden öde Weihnachtsfeiern zu spannungsgeladenen Fußballabenden, bei denen Glühwein und Lebkuchen die aufgewühlten Nerven beruhigen. Weihnachtsmärkte verlieren ihre elende Besinnlichkeit – hahohe statt hohoho.  Der Einzelhandel muss nicht auf die Großzügigkeit der Weihnachtseinkäufer setzen, sondern lockt die Kunden mit Großbildschirmen in die Kaufhäuser und Malls. Gleichzeitig verschwinden vom Outdoor-Public-Viewing die Weicheier, die es bei Sommer-WMs auf einen geselligen Grillabend unter Freunden abgesehen hatten. Bei 5 Grad und Nieselregen bleibt nur der Experte übrig. Bei solchen Aussichten nimmt man doch gerne eine Bundesligapause von Oktober bis Februar in Kauf.

Das Merchandising wird um Weihnachten herum ohnehin einfacher: Die Süßwarenindustrie hat endlich die Möglichkeit, das Thema „Weihnachten“ WM-tauglich anzugehen. Ab August dürfen wir uns auf Schokokugeln im Balldesign, kickende Weihnachtsmänner und Engel in Schwarzrotgold freuen. Der Pokal kann vorfreudig als Baumkugel erworben werden und die gesamte Palette der Original-Kleidung eignet sich wunderbar als Weihnachtsgeschenk.

Man kann es drehen und wenden wie man will – insgesamt ist das eine tolle Idee, die der Blatter Sepp da gehabt hat. Mindestens so toll, wie die WM nach Katar zu vegeben.