Liebe Arbeitgeber! Ihr scheint nur sehr schwer zu begreifen, was gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist. Ihr argumentiert, dass Frauen im Allgemeinen Teilzeit arbeiten und sich überhaupt in schlecht entlohnten Berufen tummeln. Und deswegen eben weniger verdienen. Nur daraus sei der Lohnunterschied von 22 Prozent zwischen Frauen und Männern zu erklären.
Fangen wir also mal ganz einfach an. Denn da gibt es auch noch den bereinigten Lohnunterschied. Wenn eine Krankenschwester 40 Stunden arbeitet und 2700 Euro brutto bekommt und ein Krankenpfleger ebenfalls 2700 Euro brutto bekommt, ist das gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Wenn die Krankenschwester ihre Stelle auf 50 Prozent reduziert und dann die Hälfte des Lohns bekommt, ist das immer noch gleicher Lohn für gleiche Arbeit – schließlich arbeitet sie ja auch nur noch halb so viel. Wenn eine Anwältin 40 Stunden arbeitet und 5000 Euro verdient und ihr männlicher Kollege mit gleicher Berufserfahrung 6500 Euro, ist das nicht der gleiche Lohn für die gleiche Arbeit. Die Anwältin verdient zu wenig. Eine Bankkauffrau verdient im Schnitt 19 Prozent weniger als ihr männlicher Kollege, eine Versicherungskauffrau sogar 28 Prozent.
Natürlich könnte man auch mal fragen, warum eigentlich ein Müllarbeiter im Schnitt mehr bekommt als eine Erzieherin. Oder warum Branchen, in die viele Frauen drängen, geringere Löhne zahlen. Oder weshalb die Frauen eigentlich Teilzeit arbeiten. Und die Männer nicht. Aber darüber nachzudenken verlangt keiner von Euch. Zu komplex. Frauen sollen nicht mehr verdienen, nur weil sie Frauen sind. Da habt Ihr einfach was falsch verstanden.
Sollte allerdings eine Frau als Hauptgeschäftsführerin der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg begreifen, was gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist, müsste sie mehr verdienen als ihr männliches Pendant. Dann wäre sie höher qualifiziert. Der versteht das nämlich nicht. Oder hat er vielleicht nur versucht, die Tatsachen zu verdrehen? Immerhin: die alten Männer in der CDU werden das Gesetz schon noch eine Weile verhindern. Bis dahin könnt Ihr einfach mal rechnen üben.
Foto: Sascha Kohlmann, Flickr, Mann und Frau