Angela Merkel hat einmal gesagt, als berufstätige Frau müsse man damit leben können, wenn der Mann die Wäsche anders aufhängt als man selbst. Damit hat sie verdammt recht – und ich möchte ergänzen: man sollte auch damit leben können, wenn er die Windeln anders umlegt oder die Spaghetti Bolognese anders kocht. Jedenfalls falls der Mann auch Vater ist.
Gesetzt den Fall, er steht für diese Tätigkeiten bereit. Und da hat Frau Dr. Angela Merkel offensichtlich ein seltenes Exemplar abgestaubt, denn wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung dieser Tage ergab, sind Frauen in Führungspositionen signifikant öfter mit dem Haushalt beschäftigt als ihre männlichen Kollegen – nämlich doppelt so lange. Hinzu kommt, dass sie deutlich seltener kleine Kinder haben, seltener verheiratet sind und – falls doch beides zutreffen sollte – mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Männer in Führungspositionen seien nahezu vollständig von häuslichen Pflichten entbunden, resümiert das DIW. Im Ergebnis stagniert die Anzahl von Frauen in Führungspositionen seit Jahren bei knapp 30 Prozent.
Ohne allzu waghalsig zu sein, kann man hieraus den Schluss ziehen, dass für Frauen in Führungspositionen schlicht das Backup in Form teilzeitarbeitender und familienorientierter Männer fehlt. Passend hierzu veröffentlichte nämlich gestern auch das Allensbach-Institut eine Studie, nach der Männer und Frauen extrem ungleichgewichtig in Familie und Beruf engagiert sind: Nicht einmal jeder fünfte Mann teilt sich die Kinderbetreuung gleichberechtigt mit seiner Frau. Väter zum Beispiel, die gerne Elternzeit nehmen würde, fürchten berufliche Nachteile oder hohe Einkommensverluste. Tja, darüber könnten sie sich gut mit all den Frauen austauschen, die früher gehen müssen, um die Kinder abzuholen.
Bevor nun wieder auf die Frauen geschimpft wird, die sich nicht nehmen, was sie wollen, könnte man zur Abwechslung die Männer in die Pflicht nehmen. Statt nur zwei Monate lang Kinderwagen durch die Gegend zu schaukeln, könnten sie allmählich lernen, dass Kinder auf Dauer ihre Zeit brauchen. Dass nicht jede Besprechung um 18 Uhr ihrer Anwesenheit bedarf. Dass auch sie einmal Homeoffice machen können, wenn ein Kind krank ist. Oder nur vier Tage in der Woche arbeiten. Mal eine Beförderung auslassen. Oder eine Überstunde.
Viele Firmen beweisen mittlerweile, dass Führung auch in Teilzeit geschehen kann. Je mehr Väter ihre Prioritäten auch nur leicht verschieben, desto mehr intelligente Modelle werden entstehen, um Männern und Frauen die Kombination von Beruf und Familie zu ermöglichen. Die Frauen haben ihren Teil getan. Es wird Zeit, dass die Männer ihr Recht auf Familie erstreiten.