Es gibt ein Verhalten, das geeignet ist, jederzeit Ressentiments gegen Fremde zu erzeugen: Es besteht darin, die eigenen Sitten und Gebräuche zu negieren und sich Moralvorstellungen und kulturellen Gepflogenheiten zu unterwerfen, die nicht die eigenen sind.
Ein wunderbares Beispiel dafür liefert jetzt (scheinbar) der Berliner Bezirk Köpenick. Er entfernte Bilder aus einer Fotoausstellung, die in der Galerie-Etage des Rathauses Köpenick ausgestellt sind und auf der nackte Frauen zu sehen sind. Nun darf der künstlerische Gehalt dieser schwülstigen Fotos mit Fug und Recht bezweifelt werden, die Begründung lag aber nicht in der mangelnden Qualität der Fotos, sondern darin, dass in das Rathaus „viele Menschen mit Migrationshintergrund kommen, deren religiöse Gefühle durch Aktfotos nicht verletzt werden sollen.“ So schrieb es jedenfalls die Kulturamtsleiterin Annette Indetzki. Das legt die Annahme nahe, dieser Schritt resultiere aus zahlreichen Beschwerden von Migrantenseite. Dem ist allerdings nicht so: Es gab keine einzige.
Bevor also die Verschwörungstheoretiker hier ein Einknicken gegenüber den Fremden vermuten: Alles falsch. Es gibt sehr gute Gründe, keine Fotos von blutjungen nackten Frauen in öffentlichen Gebäuden auszustellen, egal ob sie von Hobbyfotografen stammen oder nicht. Dies dann allerdings auf Migranten zu schieben ist mindestens unredlich. Und schürt genau die Ängste, die wir nicht brauchen.