Bundeskanzleramt, 23 Uhr. Angela Merkel bearbeitet Akten und seufzt. Hin und wieder greift sie nach einem stillen Wasser. Da klingelt das Telefon. Sie schaut aufs Display und lässt den Kopf sinken. Dann nimmt sie ab.
Merkel,verzagt: Ja?
Erdogan, laut: Angela!
Merkel: Ja, Tayyip…
Erdogan, sehr laut: Dein Regierungssprecher hat sich mir gegenüber kritisch geäußert.
Merkel, verwirrt: Wie? Das … nein, ganz sicher nicht, lieber Tayyip. Da musst Du etwas missverstanden haben.
Erdogan: Zweifelst Du an meinem Verstand Angela? Denkst Du ich kann nicht zuhören? Hältst Du mich für einen minderen Menschen? Ich weiß, wann meine Ehre beschmutzt wird! (Es folgen laute Flüche, die der Dolmetscher nicht aus dem Türkischen übersetzt)
Merkel, unsicher: Aber Tayyip… ich hatte ihn ganz sicher… er wird doch nicht … was hat er denn gesagt?
Erdogan, schreit : Er hat es als nicht nachvollziehbar bezeichnet, dass ich einen Bluttest für Eure türkischstämmigen Abgeordneten gefordert habe.
Merkel, erleichtert: Ach so, das. Das war doch gar nichts. Irgendwas mussten wir doch sagen. Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde hatte es immerhin als abscheulich bezeichnet! Ich meine die Sache mit den Handlangern von Terroristen war ja auch wirklich… naja… und mit dem Blut, das ist so eine Sache in Deutschland. Wir haben da komische Empfindlichkeiten.
Erdogan, eiskalt: Ich werde Euren Botschafter einbestellen, warten lassen und ausweisen. Ich werde ein paar Demonstrationen vor Eurer Botschaft organisieren. Und dann setze ich noch ein Dutzend Journalisten fest. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder die Vertreter eines souveränen Staates beleidigen darf?
Merkel, bittend: Ja, sicher, Tayyip, mach das. Aber dann bist Du mir wieder gut, oder?
Erdogan, drohend: Sicher, Angela, sicher. Ihr solltet es nur nicht überziehen.
Merkel lässt den Hörer sinken. Dann legt sie den Kopf auf die Arme und beginnt lautlos zu weinen.