Dr. SPD und Mr. Sozialdemokrat

Die Berliner SPD steht im Moment mal wieder vor einem fürchterlichen Dilemma, das sich so zusammenfassen lässt: Man ist seit 26 Jahren in der Regierungsverantwortung, möchte aber mit dem Ergebnis dieser Tatsache nur sehr ungern assoziiert werden. Sind natürlich auch ein paar unschöne Themen, von denen BER und Staatsoper nur die sichtbarsten sind. Es wird spannend zu erleben, wie sich das in den kommenden Monaten gestaltet, aber eins steht fest: Alles werden sie nicht auf die CDU schieben können, auch wenn es noch so schön wäre. Das hat zwar beim Lageso ganz gut geklappt (Mario Czaja!) und auch der Versuch, sich aus jeder Verantwortung für die Peinlichkeiten bei der Wahlvorbereitung (Frank Henkel!) zu ziehen, hatte einen gewissen hilflosen Charme. Insgesamt war die Sache aber dann doch zu durchschaubar, um glaubhaft zu sein. Denn – Überraschung!  – die SPD stellt in Berlin seit 15  Jahren den Chef. Besonders interessant ist die Idee, den Dr. Jekyll und Mr.Hyde  zu geben: Sich als wahlkämpfender Dr. SPD für die Sanierung von Schulen einzusetzen, die der regierende Mr. Sozialdemokrat kontinuierlich hat verkommen lassen. Denn auch wenn sie jetzt tausendmal mit dem Finger auf die Bezirke zeigen, die übrigens durch das Wirken eines drakonischen SPD-Finanzsenators nicht mehr handlungsfähig sind: Den Schulsenator stellt die SPD. Seit 26 Jahren. Insofern ist es der Partei fast zu wünschen, dass es mit den Wahlen im September nichts wird. Das gibt ihnen noch mehr Zeit, Schuldige zu finden, die nichts mit ihnen zu tun haben.